Die Sage der Seelaushütte

Wie unser Hotel seinen Namen bekam

Von der Seelaus-Hütte auf der Seiser Alm wird erzählt, es habe an der Stelle, wo sie heute steht, vor Zeiten ein armer, rechtschaffener Bauer namens Joch in einer elenden Schupfe gehaust. Er war ein rechter Pechvogel; alles, was er anpackte ging schief. Eines Abends saß er in der Hütte und hatte nichts zu beißen und zu brechen. Da auf einmal ging die Tür auf, und herein trat ein landfremder Mensch in hohen Reiterstiefel, grasgrünen Kleidern und einer großen Spielhahnfeder auf dem spitzen Hut. Der Bauer bewillkommnete den Fremden, meinte aber, mit dem Abendessen könne er nicht aufwarten, weil er gar nichts habe. „ Tut nichts“, versetzte der Fremde, langte einen Sack vom Rücken und holte daraus Schinken, Brot sowie mehrere Weinflaschen hervor. Darauf lud er den Bauer ein, brav mitzuhalten, und das lies sich dieser nicht zweimal sagen. Man aß und trank und plauderte, und dabei klagte der Joch dem freigebigen Fremden, dass er so arm sei und sich entbehren müsse. „ Na, wenn dir sonst Nichts fehlt“, sagte der Unbekannte, „da kann geholfen werden.“ Flugs griff er in die Tasche und brachte etliche Dutzend blitzblanke Golddukaten zum Vorschein.

„Heiliger Himmel! So viel Geld!“ rief der Bauer ganz erstaunt. Aber kaum hatte er die Worte „Heiliger Himmel“ ausgesprochen, so stieß der Fremde einen furchtbaren Schrei aus, und auf der Stirn wuchsen ihm zwei Hörner- denn der Fremde war der Teufel. Bei diesem Anblick erschrak der Bauer wohl ein wenig, allein er hatte schon des Teufels Wein getrunken, und so fuhr er denn fort, mit dem Teufel zu plaudern und sich mit ihm zu unterhalten. Als der gute Joch endlich in der „richtigen“ Stimmung war da zog der Grünrock einen Sauber geschriebenen Vertrag hervor und zwang den armen Kerl, dieses unheimliche Schriftstück zu unterzeichnen, wobei er ihm die Hand führte. Darauf legte der Böse hundert Dukaten auf den Tisch und entfernte sich. In dem Vertrage aber stand, der Bauer müsse dieses Geld in fünf Jahren wieder zurückzahlen, sonst sei es mit seiner Seele aus; denn nach zehn Jahren , und zwar an demselben Tage, an dem der Vertrag unterzeichnet wurde, werde genau um Mitternacht der Teufel kommen und ihn holen. Am nächsten Morgen, als der Joch wieder nüchtern war, fand er auf seinem Tisch die hundert Dukaten und das Schriftstück.

Fünf Jahre waren herum. Der Joch hatte sich eine schöne neue Hütte gebaut und zahlreiches Vieh angeschafft. Gemütlich saß er eines Abends vor der Türe und rauchte ein gutes Pfeifchen. Da kam der Teufel des Weges und verlangte sein Geld. „Hundert Dukaten bring ich nicht zusammen“, versetzte der Bauer, „ woher nehmen und nicht stehlen?“

„Mir kann` s recht sein“, sagte darauf der Teufel „ in fünf Jahren komm ich wieder, aber dann ist` s mit deiner Seele aus.“ Und er ging.

Abermals waren fünf Jahre herum, nur noch einige Tage fehlten und der Joch befand sich in ziemlich bedrückter Stimmung. Auch diese Tage schwanden und es kam der letzte. Nun war guter Rat teuer. Der Joch stand am Spitzbühelwald und hackte Holz. Unzählige Pläne gingen ihm durch den Kopf, aber er verwarf sie alle wieder, denn keiner brachte Rettung. Sinnend saß er auf einen Holzstock und dachte lange nach. Endlich, als ihm nichts Gescheites einfallen wollte, sprang er auf, um heimzugehen. Dabei bemerkte er, dass ihm sein Beil abhanden gekommen war, und wie er suchend um sich blickte, sah er ein Nörgele (Bergzwerg), welches mit dem Beil in der Hand schnell hinter den nächsten Baumstumpf schlüpfte. Flugs rannte der Bauer hinzu, packte den Zwerg beim Kragen und rief:„ Du Lump, du! Was hast du mit meinen Beil zu schaffen, ha?“ „ Ich brauch` s nur einen Augenblick“, sagte der Kleine, „dann gib ich` s wieder her.“

„ Zu was brauchst du ein Beil? – Man erzählt von euch Nörgelen, dass ihr so geschickt seit und euch überall zu helfen wisst, und jetzt habt ihr nicht einmal ein gewöhnliches Beil?“

Da lachte das Nörgele und meinte: „Wir wissen uns schon immer zu helfen, aber große Leute gibt` s, die sich vom Teufel anführen lassen und dann keinen Ausweg finden.“

„Oho!“ brummt der Bauer, „da könntest du auch keinen Ausweg finden, und wenn du noch viel gescheiter wärest als du bist.“

„ Glaubst du?“ versetzte der Zwerg: „ich will dir etwas sagen: wenn der Teufel in einem Haus die Seele geholt hat, so schreibt er über die Türe des Hauses die Worte ,Seel` aus, und das tut er, damit er nicht aus Irrtum in der nächsten Nacht wieder ins Haus komme, denn manchmal hat der Teufel viel zu tun, und dann ist er sehr vergesslich. Die Worte ,Seel` aus, schreibt er in eine Schrift, die nur von Zwergen und Sonntagskindern verstanden wird, daher kommt` s dass die meisten Menschen von diesem Brauch des Teufels gar nichts wissen.“

„Himmelsakra!“ flucht der Bauer, „ was nutzt mir denn das? Wenn der Schwarze meine Seele geholt hat, dann soll er schreiben, was er will.“

„Aber siehst du denn nicht ein“, entgegnete das Nörgele, „dass du dich auf diese Weise retten kannst? – Wenn du selber ungeschickt bist, so will ich dir helfen, aber du musst mir dafür das Beil schenken.“

Bei diesen Worten schöpfte der Joch wieder Hoffnung; er hatte viel von der Schlauheit der Zwerge gehört und ging auf den Vorschlag des Kleinen ein. Die beiden begaben sich miteinander in die Hütte; hier nahm der Zwerg ein Stück Kohle vom Herde, trat dann hinaus vor die Türe, lies sich von dem Bauer in die Höhe heben und schrieb in großen Zügen oben auf die Bretter „Seel` aus“. Darauf warteten die zwei Verbündeten das Weitere ab. Als der Abend anbrach lag der Joch in Todesangst auf einem Strohsack, das Nörgele aber stand hinter der Haustür und guckte zum Schlüsselloch hinaus. Schlag zwölf Uhr mitternachts kam der Teufel; er trug einen großen Sack voll sündiger Seelen, die er da und dort aufgelesen, auf dem Buckel. Einige Schritte vor der Tür blieb er stehen und sagte mit schnarrender Stimme:

„Zehn lange Jahre sind es her,

da gab ich dir Dukaten schwer,

nun ist` s mit deiner Seele aus,

sie muss mit mir ins Höllenhaus.“

Allein flugs gab der Zwerg durchs Schlüsselloch die Antwort:

„Du riefst sie gestern schon heraus

und machtest dir ein Futter draus,

drum lass uns heute nur in Ruh`,

gedankenloser Teufel, du!

Der Teufel war ob dieser Worte ganz verdutzt und wollte nicht recht glauben, dass er sich geirrt habe, als er aber näher kam und über die Türe die Worte „Seel` aus“ bemerkte, da glaubte er es und machte sich davon.

In seiner großen Freude vergaß der Bauer am nächsten Morgen, die beiden Wörter zu löschen, so dass vorübergehende Leute, unter denen sich auch Sonntagskinder befanden, jene Worte sahen und lasen. Auf diese Weise entstand der Name, und die Hütte heißt bis auf den heutigen Tag die „Seelaus-Hütte“.

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